Hillary, Barack und das Erstaunen über die Macht

Ich gebe es zu: Ich war für Hillary Clinton. Natürlich nur unter dem Vorbehalt, sich überhaupt für einen Kandidaten der Demokraten entscheiden zu müssen. Würde diese Entscheidung von mir beispielsweise unter Todesdrohung verlangt werden - ich hänge am Arm eines Gangsters über einem klaffenden Abgrund in den Bergen, und er fragte mich: entscheide dich jetzt, oder ich lasse dich fallen, Clinton oder Obama? - dann, nur dann natürlich, wäre ich eventuell bereit gewesen, mich für Hillary Clinton auszusprechen. Das alles ist aber Schnee von gestern. Hillary ist out, und Obama ist in. In jedem Wortsinn ist er das. Siehe die jubelden Leute in Berlin. Mit Obama als Kandidaten bin ich soweit durchaus zufrieden, sofern ich mich für die Optionen "zufrieden" oder "unzufrieden" überhaut enscheiden müsste. Jubeln gehen würde ich allerdings nicht. Anstrengend finde ich aber die mediale Inszenierung Obamas als eine Art Heiliger, dem es keineswegs um so profane Dinge wie Macht und Einfluss geht. So liest man heute auf SPIEGEL online, anlässlich Obamas Vize-Kandidaten-Kür, seine Wahl Joe Bidens zeige, "dass es auch Obama vor allem um Macht geht". Mal ehrlich, ist das so erstaunlich, dass ein Bewerber für das amerikanische Präsidentenamt an Macht, naja, sagen wir mal, nicht ganz uninteressiert ist? Wenn man jedenfalls auf Macht gar keine Lust hat, bewegt man sich dann ja wohl doch im falschen Berufsfeld. Ich zum Beispiel würde das nicht machen wollen, Präsident sein. Wenn mich jemand allerdings über einem klaffenden Abgrund danach fragen würde, könnte ich auch wieder für nichts garantieren.

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