Der Unterschied zwischen Bukowski und den anderen

Heute kam eine Buchrezension im Radio. Da ich keinem Kollegen zu nahe treten möchte, verschweige ich den Titel des Buches. Er ist mir, ehrlich gesagt, sowieso entfallen. Es ging um einen Mann in einem sagen wir Laden, und es kommt eine Frau herein, die umwerfend schön ist. So weit, so gut. Der Mann jedenfalls beginnt der Frau Geschichten zu erzählen und verliebt sich in sie, und das ganze Buch handelt von den echt abgefahrenen, total originellen, super poetischen Geschichten, die der Mann in unerschöpflicher Kreativität von sich gibt. In einer dieser Geschichten "in der Geschichte", die das Herz der Schönen schließlich schmelzen lassen, kommt eine wahnsinnig sexy Sekretärin vor, die hingebungsvoll die Worte eines alternden Schriftstellers aufzeichnet. Ob sich der Schriftsteller dann auch in die fleißige Sekretärin, die natürlich heimlich Literaturfreudin ist, verliebt, habe ich vergessen, aber ich nehme es an.
Die Story vom sensiblen, gerne älteren Künstler-Sack und der jungen Knacke-Muse scheint schreibende Männer derart zu begeistern, dass sie uns in allen Variationen begegnet, bei so unterschiedlichen Schriftstellern wie Walser, der das Ganze mal eben auf Goethe projiziert, bis zu Philipp Roth (wobei mir Roth natürlich ungleich lieber ist - sowohl als Walser als auch als Goethe). Die Story jedenfalls ist immer gleich: Alternder Professor/Arzt/Schriftsteller verliebt sich in junge Muse/Putzfrau/Studentin. Schlimm ist aber nicht, dass irgendwelche einsamen Männer sexy Frauen leidenschaftlich begehren oder einfach nur vögeln wollen. Damit komme ich gut klar. Z.B. habe ich kein Problem mit "Lolita" von Nabokov, oder mit Kurzgeschichten von Bukowski. Schlimm ist es erst, wenn das Ganze mit einer bildungsbürgerlichen Glanzschicht überzogen und veredelt werden soll: Die Frau im typischen Männer-Bibü-Roman von heute ist nicht nur schön, sondern natürlich total reif und überlegt für ihre 19 Jahre, so dass die 37 Jahre Altersunterschied zum sensiblen Künstler gar nicht auffallen, oder sie ist zwar nur Putzfrau, wollte aber eigentlich nach Harvard gehen, sie wirbelt jedenfalls das Leben der einsamen männlichen Künstlerseele nochmal so richtig durcheinander mit ihrer sinnlichen Energie und Lebensfreude und ist dabei nicht nur zufällig eine Naturschönheit und immer gut drauf, sondern hat auch einen klasse Charakter, der den Künstler so richtig kraftvoll durch-läutert, und von dem man nur leider nicht viel mitbekommt, weil das Buch hauptsächlich von den intelligenten Ergüssen des Mannes handelt. Dann doch lieber Bukowski! - "Betrunken um 3 Uhr morgens, am Ende meiner/ zweiten Flasche Wein, 12-15 Seiten Poesie/ getippt - ein alter Mann, noch im / Dämmerlicht seiner letzten Jahre/ geplagt von der Gier nach jungem/ Mädchenfleisch".

Kommentare

Anonym hat gesagt…
Intelligente Ergüsse älterer Herren, damit könnte man Milliarden Bücher füllen - oder Laken - und die Menschheit zu Tode langweilen.

Bukowski rockt!

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